Warum es keine „Spaghetti Bolognese“ gibt?

Jede*r kennt sie. Viele lieben sie. Die berühmten Spaghetti Bolognese sind ein echter Pasta-Klassiker auf der ganzen Welt – nur nicht in Italien. Aber genau dort wird es spannend: In Bologna isst niemand Spaghetti Bolognese. Warum? Weil das Original ganz anders heißt – und noch besser schmeckt.

Ragù alla Bolognese – das echte Rezept

Ich habe Dir mein Lieblingsrezept für ein echtes Ragù alla Bolognese mitgebracht – und es ist nicht irgendein Rezept. Es stammt von Edith vom Weingut Tregole, einer wunderbaren Gastgeberin mit einem unglaublichen Gespür für ehrliche, bodenständige Küche. Edith ist nicht nur das Herz des Agriturismo in Tregole, sondern auch die Lehrmeisterin bei den hauseigenen Kochkursen, in denen sie ihre toskanischen Familienrezepte mit ihren Gästen teilt. Eines davon ist ihr legendäres Ragù alla Bolognese.

Dieses Ragù ist Soulfood pur – langsam geschmort, reich an Geschmack und mit viel Liebe zubereitet. Es ist kein Gericht für Eilige, sondern eines, das Zeit braucht. Die Zutaten sind einfach: gutes Rindfleisch, frisches Gemüse, etwas Tomaten, ein Schuss Wein und ganz viel Zeit. Dazu frische Pasta – am besten selbst gemacht – und ein Glas Chianti Classico, am besten von Tregole. Mehr braucht es nicht für einen perfekten toskanischen Abend zu Hause.

Und genau dieses Rezept möchte ich heute mit Dir teilen.

Edith ist leidenschaftliche Köchin der Toskanaküche

Und was ist jetzt mit der Sauce Bolognese?

Die berühmte Spaghetti Bolognese, wie wir sie kennen, ist nämlich eine kulinarische Erfindung für den internationalen Geschmack – mit viel Tomatensauce, Oregano, Knoblauch und Spaghetti. In Bologna selbst gibt es das so nicht. Da isst man Ragù alla Bolognese – und das am liebsten mit frischen Eiernudeln wie Tagliatelle, Fettuccine oder als Füllung in Lasagne. Spaghetti sind in Bologna schlicht nicht üblich, weil sie die Sauce nicht gut halten.

Was viele nicht wissen: 1982 wurde das „echte“ Rezept für Ragù alla Bolognese sogar offiziell von der Accademia Italiana della Cucina festgelegt und bei der Handelskammer in Bologna hinterlegt – so wichtig ist den Bologneser*innen ihr Klassiker.

Und trotzdem hat sich „Bolognese“ über die Jahrzehnte rund um den Globus verbreitet – vor allem durch italienische Auswanderer und die internationale Küche. In Deutschland wurde sie zum Küchenklassiker der 70er und 80er Jahre, geliebt bei Familien, in Schulkantinen und auf Kindergeburtstagen.

Das Ragù alla Bolognese schmeckt am besten mit frischer, hausgemachter Pasta

Wie so oft bei italienischen Klassikern, hat die globale Küche ihr eigenes Ding daraus gemacht. In den 50ern und 60ern wurde das Ragù im Ausland „angepasst“: Spaghetti waren günstiger und auch leichter erhältlich sowie der Tomatenanteil wurde erhöht. Und schließlich hat man das Ganze als „Bolognese Sauce“ auf die Karte gesetzt.

Das Ergebnis: ein weltweit beliebter Pasta-Klassiker, der mit dem Original aus Bologna nur noch wenig zu tun hat – aber immerhin viele Leute zur italienischen Küche gebracht hat.

Ich finde das herrlich charmant – aber gleichzeitig liebe ich es, zum Original zurückzukehren. Denn das Ragù, wie es zum Beispiel Edith vom Weingut Tregole macht, hat für mich einfach mehr Tiefe, mehr Seele. Und die schmeckt man.

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